Sabine saß am Tresen und
starrte mit ihren gläsernen Augen geradeaus in den Spiegel des Getränkeregals.
Von dem was um sie herum passierte bekam sie so gut wie nichts mit. Sie
war viel zu sehr mit ihren Gedanken um das 'Warum' beschäftigt. So
bemerkte sie auch nicht, wie sich eine Frau neben sie setzte und sie eine
Weile ansah.
"Probleme?" fragte die Frau. Sabine reagierte erst mit einiger
Verzögerung. "Wie?" fragte
sie zurück und drehte ganz langsam ihren Kopf. "Naja, du sitzt hier
so ganz allein und starrst vor dich hin." Dann deutete die Frau auf
das Glas, was vor Sabine stand. "Und das ist wohl dein Problemlöser.
Ist das Whiskey?" "Whiskey?" fragte Sabine noch immer weit
weg. "Äh, ja. Ich glaube."
Die Frau musterte Sabine ein wenig. Sie sah sich vor allem Sabines Rückenpartie
an, die ihr außerordentlich zu gefallen schien. "Du hast wohl
Liebeskummer. Bist wohl sitzen gelassen worden. Mach dir nichts daraus, so
wie du aussiehst, findest du schnell jemanden anderen."
"Du hast leicht reden", meinte Sabine, die langsam aus ihrer
Gedankenwelt zurück kam. "Es war meine große Liebe. Und da kommt so
eine dämliche Kuh und schon ist alles aus."
"Du glaubst nicht, wie oft mir das chon passiert ist", lachte
die Frau. "Erst letzte Woche. Und nun? Ich lasse meinen Kopf nicht hängen.
Irgendwann finde ich jemand, mit dem ich dann für immer zusammen
bin." Dabei musterte die Frau Sabine erneut.
"Du verstehst nicht", erklärte Sabine und sah der Frau jetzt
direkt ins Gesicht. Dabei bemerkte Sabine, daß die Frau nicht viel älter
als sie selbst war. Sie sah ausgesprochen hübsch aus.
"Wir wurden überall als das Traumpaar bezeichnet. Acht Jahre war ich
mit Wolfgang zusammen. Acht Jahre!"
Die Frau schluckte, als Sabine den Namen Wolfgang erwähnte.
"Wolfgang? Tja, mit Männern hat man nur Scherereien. Am besten man
spült sie mit einem Glas Whiskey hinunter und vergißt sie wieder."
Die Frau nahm Sabines Glas und hielt es ihr hin. "Nur zu. Runter
damit und dann laß uns über etwas Schöneres reden."
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